Welt der Berge

Das Jubiläumsbuch
„Welt der Berge“, Helene Maria Schorn

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Texte: Nikolaus Schaffer und Siegfried Karrer

Der Berg in der Malerei

In dem Sujet Bergbilder setzt H.M.Schorn derzeit weitum die höchsten Maßstäbe, das lässt sich mit einer besonderen örtlichen Vertrautheit, aber mehr noch mit einer eminenten Maltechnik erklären.

Die kraftvollen und großformatigen Ölbilder von Helene Maria Schorn in Spachteltechnik lassen den Betrachter einzigartige Ausblicke in die Welt der Berge erleben. Die Berge erblühen geradezu koloristisch unter der Hand der Malerin. Nach der vielbeachteten Einzelausstellung „Die Welt der Hohen Tauern“ im Alpincenter am Kitzsteinhorn 2012 und der Beteiligung an der großen Museumsausstellung „Die Hohen Tauern-Kunst und Alpingeschichte“ im SALZBURG MUSEUM 2012 zählt Helene Maria Schorn zu den bedeutendsten Bergmalern der Gegenwart. „Ihr großes Plus ist eine nahezu ins Bildhauerische und Mikrostrukturelle verfeinerte Spachteltechnik. Man fragt sich: gibt es eine dermaßen sensibilisierte Spachteltechnik noch ein zweites Mal?“

Der Berg in der Malerei bedeutet eine stärkere seelisch-emotionelle Herausforderung als eine herkömmliche Wald- und Wiesenlandschaft; vor allem das Bergbild im strengen Sinn, das ausschließlich die Regionen von nacktem Fels und ewigem Schnee zeigt und ein gewissermaßen asketisches Gegenbild zur grünenden Natur darstellt, ist prädestiniert als Anlaufstelle und Träger von sehr tief in der menschlichen Psyche verankerten Vorstellungen und Sehnsüchten. Nur noch die Meeresbilder verfügen als Motiv über eine ähnlich elementare, fast unumgängliche Symbolkraft.

Berge üben eine Faszination aus, die sich offensichtlich immer wieder durchsetzt und durch kein anderes Motiv ersetzt werden kann.  Dass der Berg als gegenständliches Motiv relativ abstrakt ist, steht auf einem anderen Blatt. Seit einigen Jahren hat eine Reihe von jüngeren Malern, denen dieses Motiv alles andere als steingewordenen Heroismus bedeutet, am Thema Berg wieder Feuer gefangen.

Die Bilder von Helene Schorn würden sich für dieses Exempel besonders gut eignen, denn sie sind nach beiden Richtungen hin bestens abgesichert. Ihre Bergbilder lassen sich genauso  gut als perfekte abstrakte Kompositionen auffassen, wie sie auch als Ansichten keinen Wunsch offen lassen. Die Künstlerin schöpft aus einem umfassenden malerischen Erleben, das genaue Kenntnis der Bergwelt und handwerkliche Souveränität mit einschließt.

Helene Schorn knüpft an die besten Bergmaler des 20 Jahrhunderts an, ohne von diesen Kenntnis zu haben, das heißt rein aus ihrem Gespür für malerische Werte heraus. Ihr großes Plus ist eine nahezu ins Bildhauerische und Mikrostrukturelle verfeinerte Spachteltechnik. Schließlich hat sie sich zuvor einfühlsamst mit Blumenmalerei beschäftigt, einem dem Berg diametral entgegengesetzten Stoff. Das hat sich als ideale Voraussetzung erwiesen. Man fragt sich: gibt es eine dermaßen sensibilisierte Spachtelarbeit noch ein zweites Mal?

Weil sie als Pinzgauerin so nahe an den Quellen sitzt und eine große Bergfreundin ist, kam Schorn erst spät darauf, dass dies eigentlich die gegebene künstlerische Aufgabe für sie sein könnte. Von da an war sie allerdings nicht mehr zu bremsen. Während sie sich in ihrer ersten Werkserie noch auf eine Farbskala von Weiß über Blau zu Schwarz beschränkte, setzt sie inzwischen ihre ganze Palette ein. Die Berge, fotogen ins Bild gesetzt, erblühen geradezu koloristisch unter ihrer Hand, ob als bemooster Fels oder reflektierender Schnee. Was man von der Wüste sagt, dass gerade eine karge Natur die schönsten Farbwirkungen hervorbringt, das gilt auch für den Berg, und da ist Helene Schorn in ihrem Element.

Nikolaus Schaffer, SALZBURG MUSEUM, Buch S. 60

 

Berge sind Gedichte von der Erde in den Himmel geschrieben.

Helene Maria Schorn lebt und arbeitet in Saalfelden /Salzburg. Sie bevorzugt die Ölfarben , die sie mit großem gestischen Einsatz in virtuoser Spachteltechnik auf die Leinwand setzt. Diese Maltechnik lässt ihre Bilder voll kostbarer materieller Strukturen erscheinen.
Dank ihrer sensibilisierten Maltechnik gehört Schorn heute zu den erfolgreichsten und unter Sammlern geschätzten Künstlerinnen. Mit Ihren Bergmotiven hat sie einen neuen Maßstab für das zeitgenössische Bergbild gesetzt und ist heute als eine der bedeutendsten Malerinnen anerkannt, die sich intensiv mit diesem Thema auseinandersetzen. Spontane Energie und kraftvolle Atmosphäre sind zu spüren, wenn in ihren Bergbildern die Natur koloristisch erblüht und in den Welten ihrer Berge in dreidimensionaler Schönheit majestätische gotischen Kathetralen erscheinen.

Die kraftvollen und großformatigen Ölbilder von Helene Maria Schorn in seltener Spachteltechnik lassen den Betrachter einzigartige Ausblicke in die Welt der Berge erleben. Der Betrachter reflektiert das Geheimnis der hochalpinen Gipfelwelten und empfindet ein intensives Gefühl der absoluten Freiheit.

Inmitten des Panoramas der höchsten Berge Österreichs mit dem Grossglockner, Kitzsteinhorn und der Welt der Hohen Tauern zeigt sich die hochalpine Natur von ihrer spektakulärsten Seite. Gletscher und massive Felsformationen wechseln sich mit bewachsenen und farbintensiven Landschaften ab. Die Berge sind voller Mythen behaftet und standen immer für die Welt der Götter und Dämonen, dem Irdischen entrückt und Sinnbild des Himmlischen. Vergänglichkeit , zeitloses Entstehen und Vergehen vollziehen sich permanent in den grandiosen Dimensionen der Bergwelten.

Als Malmotiv ist das Sujet der Berge mit allen Regeln eines guten Bildaufbaues wie Vordergrund, Mittelgrund, Hintergrund, großartigen Diagonalen, Licht und Schatten, Farbperspektiven, Gegenständlichkeit und Abstraktion behaftet, um ein Bild auf einem zweidimensionalen Bildträger mit der maximalen Illusion einer Dreidimensionalität entstehen zu lassen. Jede intensive Betrachtung eines künstlerischen Werkes wird zur intensiven Schule des Sehens und zur Suche nach den eigenen seelischen Spiegelbildern. Die direkte Reflexion mit der uns umgebenden Schöpfung ist die Suche nach den Spuren des Seins. Himmlisches und Irdisches, Göttliches und Menschliches, Unsterbliches und Vergängliches sind die tiefen Ziele unserer Lebenswege und auch der Sehnsucht nach den hochalpinen Bergwelten.

„Den Schwerpunkt meines künstlerischen Schaffens prägt die mich umgebende Bergwelt meiner Heimat. Meine große Liebe zur Natur eröffnet mir immer wieder neue Ideen für neue Kompositionen. Den Zugang zur Kunst empfinde ich mit großer Dankbarkeit als eine unglaubliche Bereicherung meines Lebens, als ein kostbares Gut und Geschenk.“ (Helene Maria Schorn)

Die Welt der Berge steht für eine tiefe Sehnsucht des Menschen, für ein Aufsteigen, Hineingehen und Hinübergehen in eine heile Welt, dem Wunsch nach Einsamkeit und der Suche nach dem eigenen Ich. Berge stehen für Beständigkeit und Unveränderlichkeit. So wie das Wesenhafte des Menschen nicht nur aus seiner anatomischen Gegenständlichkeit besteht, übersteigt auch das Wesen der Berge die reine materielle Ebene. Beide offenbaren sich als Erscheinungsformen des Seins im Ganzen. Der Berg manifestiert sich durch die vertiefte Sprache der Stille und kann so zur Offenbarungsstätte des Seins werden. Raum und Zeit vereinigen sich und werden zu Spuren des Ewigen. Die Stille wird zum Unendlichen, wo man nur noch in reinen Tönen atmet, zum kosmischen Klang als Rhythmus des ewigen Lebens und der Suche
nach der Wahrheit.

Siegfried Karrer, Buch S. 60